Initiative 9. Oktober Halle, Base Berlin und Jüdische Studierendenunion Deutschland rufen zur Kundgebung auf.

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Die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD), dieInitiative 9. Oktober Halle und Base Berlin, Teil des Vereins Hillel Deutschland, rufen am Mittwoch, den 7. Oktober 2020, ab 16 Uhr zu einer Kundgebung am Steintor in Halle auf. Dort soll ein Jahr nachdem rechtsterroristischen Anschlag auf die Synagoge zu Halle und demKiez-Döner der fehlende Umgang der Gesellschaft mit der antisemitischen und rassistischen Tat kritisch eingeordnet werden.
Die JSUD rief vor einigen Wochen eine Spendenaktion für den Kiez-Döner ins Leben.Dabei kamen knapp 30.000 Euro zusammen. Mit der Übergabe dieses Spendengeldes wird eine finanzielle Unterstützung von zivilerSeite nachgeholt, die die Stadt Halle zwar angekündigt, aber versäumt hatte zu leisten.
In Redebeiträgen soll auch eine Zwischenbilanz gezogen werden, wieder Prozess gegen den Attentäter bislang verlief. Dabei soll unteranderem das Fehlverhalten der Polizei am 9. Oktober 2019 thematisiert werden. Jeremy Borovitz sagte in seiner Zeugenaussage: "Wir wurden eher wie Verdächtige behandelt denn als Opfer."

Auch die anschließenden behördlichen Ermittlungen, die zum Teilschwerwiegende Fehler und eklatante Lücken aufweisen, sollen zur Sprache kommen.

 

Zum Prozessauftakt im Juli dieses Jahres erklärten Borovitz und dessen Partnerin Rebecca Blady, die den Anschlag auf die Synagoge überlebten:"Der Talmud, unser rechtlicher und philosophischer jüdischerGrundlagentext, ruft jede*n von uns auf, gegen 'sündhaftes Verhalten' zu protestieren, wo immer es uns möglich ist. Wenn wir die Möglichkeit haben,Einfluss zu nehmen, und diese Möglichkeit verspielen, sind auch wir für dieFortführung sündigen Verhaltens verantwortlich. Es steht außer Frage, dassAntisemitismus, Rassismus und ähnliche Formen von Hass und Vorurteilen solch ein sündhaftes Verhalten darstellen; es steht außer Frage, dass der angeklagteTäter sich diese hasserfüllten Ideologien zu eigen gemacht hat und danach handelte. Wir als kollektive Gesellschaft haben noch so ungeheuer viel Arbeit zu leisten, um uns von diesen Ideologien zu befreien, um sie vollständig aus unserer Mitte zu verbannen, wo auch immer sie zu finden sind: in unserenHaushalten, in unseren Städten, in der Welt."
Die Kundgebung soll auf die Kontinuität rassistischer und antisemitischerGewalt in Deutschland aufmerksam machen und zeigen, dass solcheGewalttaten in Deutschland keine Einzelfälle und keine Seltenheit sind.

Es soll zudem die zum Teil unsensible Begehung desJahrestages des rechtsterroristischen Anschlags durch die Stadt Halle, das LandSachsen-Anhalt sowie den Bund kritisiert werden.
Im Zuge des fünften Tages des Sukkot (Laubhüttenfest) am 7. Oktober wirdRabbiner Borovitz eine liturgische Zeremonie abhalten. Damit wird jüdischeReligion und jüdisches Leben in Deutschland nach außen getragen und gewinnt an Sichtbarkeit. Die Kundgebung findet im Andenken an die beidenOpfer des Anschlags statt, Kevin S. und Jana L. Ihnen wird mit einerSchweigeminute gedacht.

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