Stellungnahme zum institutionellem Rassismus in Deutschland

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2020
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Die weltweite Debatte um strukturellen und institutionellen Rassismus wird spätestens seit dem 25. Mai 2020 wieder heißdiskutiert. Am 25. Mai wurde der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd während eines Polizeieinsatzes in Minneapolis ermordet. Die Rassismusdebatte in den USA liegt zwar außerhalb des Kompetenzbereichs der JSUD, Floyds Tod stellt jedoch ein Sinnbild eines globalen und keinesfalls ausschließlich amerikanischenProblems dar. Sowohl die amerikanische, als auch die europäische Geschichte habenEntscheidungen hervorgehoben, welche bis heute tiefsitzenden Rassismus bedingen. Auch in Deutschland gehen die Menschen auf die Straßen, um gegenRassismus in unseren staatlichen Institutionen zu demonstrieren. Denn wederDeutschland noch die jüdische Gemeinschaft in Deutschland sind von diesemKonflikt befreit. 

 

Rassismus kann keinesfalls als ein rein individuelles Fehlverhalten verstanden werden. Es ist ein reproduziertes Phänomen gesellschaftlicher Strukturen, das sich in Ausgrenzung, systematischer Benachteiligung oder Gewalt widerspiegelt. Die Normen und Arbeitsweisen von Behörden, gesellschaftlichen und staatlichen Institutionen tragen u.a. zurProduktion und Reproduktion von institutionellem Rassismus bei.  Vor 13 Jahren verbrannte Oury Jalloh in einer Gewahrsamszelle des Polizeireviers Dessau-Roßlau. Der Asylsuchende aus Sierra-Leone war zum Zeitpunkt seines Todes an Händen und Beinen gefesselt. Seit seinem Tod heißt es Jalloh habe Suizid begangen. Nach mehreren Gerichtsverhandlungen und Gutachten wurden dieErmittlungen 2017 eingestellt, ein Untersuchungsausschuss des LandtagesSachsen-Anhalt scheiterte, die beteiligten Beamten schweigen. Aktuell arbeiten zwei Sonderberater des Rechtsausschusses des Landtages an einem weiterenBericht, welcher diesen Sommer erwartet wird. Auch in der alltäglichen Arbeitsweise von Polizist*innen findet sich stigmatisierende Kriminalisierung in Form von “Racial Profiling” wieder. Oftmals liegen die Gründe für eine polizeiliche Kontrolle bei äußerlichen Merkmalen, wie der Hautfarbe.

 

Probleme beheben beginnt im direkten Umfeld. Globale Angelegenheiten müssen in alle Bereiche gelangen - wie auch in die Jüdischen Gemeinden hierzulande. Dass Schwarze Juden und Jüdinnen sich in den Gemeinden unwillkommen, ungehört und unvertreten fühlen und es auch teilweise sind, ist unsere gemeinschaftliche Verantwortung. Diese Tatsache ist beschämend und darf nicht geduldet und unverändert bleiben. Die JSUD bestrebt eine Ankurbelung des innergemeinschaftlichen als auch gesamtgesellschaftlichen Dialogs und positioniert sich entschieden gegen rassistische Diskriminierung. Explizit in den Gemeinden fordern wir eine gezieltere Sensibilisierung undPlattform für vielfältige Bedürfnisse.